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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
aus Gold und Silber Zeugnis ab von dem einstigen Luxus im Römerreich. Gewöhnlicher Schmuck aus Bronze kam überall massenhaft zum Borschein. Ganz spärlich dagegen sind die Waffensunde aus dem Innern des Landes, abgesehen von den Grenzkastellen, von denen namentlich Ein in g (Abusina, am Beginn des Limes an der Donau) einen Reichtum an Waffen aller Art geliefert hat. In den Hausfunden gehören sie zu den größten Seltenheiten, mit Ausnahme der kleineren Jagdwaffen; in den Gräbern verschwinden sie ganz. Ersteres beweist den geordneten und langen Friedenszustand des Reiches, in dem nur der Berufssoldat Waffen trug; letzteres die geänderte Anschauung gegenüber der vorrömischen Zeit.
Weit verbreitet sind im ganzen südlichen Bayern die Münzfunde. Man darf die wieder ans Tageslicht gezogenen römischen Münzen sicher auf Hunderttausende schätzen. Natürlich hat sich davon nur der kleinere Teil in den öffentlichen Sammlungen erhalten, der größere ist in Privatsammlungen und im Antiquitätenhandel wieder verschollen, ohne daß selbst nur die Fundorte bekannt wurden. Die erhaltenen Münzen reichen von Augustus bis an den Schluß der Kaiserzeit. Münzen der Republik und des oströmischen Reiches sind selten. Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft zirkulierten diese Münzen uoch als Geld in Bayern bis in die Tage der Karolinger. Größere, einst vergrabene Schatzfunde beweisen die später zunehmende Unsicherheit infolge der Einfälle der Germanen. Nach den Geprägen dieser Funde läßt sich vielfach die Zeit dieser Einfälle annähernd feststellen. Ans diese Weise tragen auch sie zur Aufhellung der Lokalgeschichte bei.
Der Grabritus der römischen Zeit ist ein ganz anderer als der der vorrömischen. Er wird nicht mehr von dem Gedanken eines Fortlebens in bisheriger Lebensweise bestimmt, so daß der Tote mit allem ausgestattet werden muß, wesseu er im Leben bedurfte, sondern der Totenkult ist nur eine höherer geistiger Kultur entsprechende Erinnerungsfeier. Der Tote bekommt noch Liebesgaben mit, aber nur als Angedenken seiner Angehörigen. Die Leiche wird in der rorkonstantinischen Zeit verbrannt und die Asche in einem Gefäß beigesetzt, später womöglich in einem Steinsarkophag, einer Steinkiste oder wenigstens in einem Plattenbehältnis bestattet. Die antike Sitte, Denkmäler über dem Grab zu errichten, hat uns eine stattliche Zahl von Jnschriftsteinen, oft mit figürlichen Darstellungen, erhalten, wenn diese auch uicht annähernd die Fülle und Schönheit der rheinischen erreichen.
Wir sehen also das bürgerliche Leben namentlich in der Blüte der Kaiserzeit bis zu Mark Aurel in hoher Kultur, auf der es sich noch bis in die fonstantinische Zeit trotz der schon beginnenden Zuckungen der sogenannten Völkerwanderungsperiode int allgemeinen erhält. Aber allmählich kommt die Gefahr näher; die harmonische, geordnete Lebensführung hört auf, man muß sich auf plötzliches Verlassen einrichten; Neues wird jetzt kaum mehr entstanden sein. Erst muß die Grenze verlegt, das nördlich der Donau liegende Land
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65. Eine geistliche Stadt.
347
drunten sein neues Schloß. In Freising vermochte sich weder der Domberg mit der Stadt zu verschmelzen noch konnte die Stadt den Bischofssitz vom Berge herabziehen.
Einziger noch als durch diesen Umstand erscheint uns jedoch die Stätte des Domberges, wenn wir erwägen, was alles innerhalb ihrer zwei Tore lag.
Auch ein Berg (oder eine Stadt) kann seine aerugo nobilis haben, seinen edlen Altersrost, so gnt wie ein Erzbild. Diese aerugo ist der tiefe
Trümmerschutt, welcher jetzt die oberste Bodeudecke des Domberg-Plateaus bildet. Neuere Erdarbeiten zeigten, daß der Schutt stellenweise bis 8 Fuß hinabsteigt und in dieser Tiese fand man römische Münzen; 3 Fuß unter dem Boden aber mittelaltnge (brandenbnrgische und kölnische) Goldmünzen des 15. Jahrhunderts, Silbermünzen des 16. Jahrhunderts. Von Münzfunden in der Stadt ist mir nichts bekannt, dagegen erzählte mir Professor Sighart, dem ich die vorstehende Notiz verdanke, von einer Menge Spielmarken des Mittelalters, welche dort in alten Häusern gefunden worden feien. Also
droben bei den geistlichen Herren die Dukaten, unten bei den Bürgern die
Rechenpfennige.
Über jenem Schutt, den der zerstörende Gang der Jahrhunderte auf
dem Domberge gehäuft, erhebt sich nun der Dom mit anderen Kirchen, das Schloß, die alten Domherrnhäuser und sonst noch genug Gebäude, alle einstmals den Bedürfnissen der geistlichen Kolonie gewidmet.
Am merkwürdigsten ist die Überzahl der Kirchen, wie sie vordem dichtgeschart der enge Raum umschloß. Vor der Säkularisation zählte man nicht weniger als 14 Kirchen und Kapellen da droben: den Dom, St. Benedikt, St. Johannes, St. Peter, St. Andreas, St. Martin, St. Salvator, dann die bischöfliche Hauskapelle und die Kapellen in der Domdechantei, in der Dompropftei, im Propsteigebäude von St. Andreas, im Lerchenfeldhof, Kolonna-hof und Waldkirchhof. Matt wird schwerlich einen zweiten Ort in Deutschland sin den, wo so viele Kultusstätten ans so kleiner Fläche zusammengedrängt waren und trotz des Abbrnches einzelner Kirchen auch heute noch sind.
Auf dem Domberge bestanden vier Kanonikate: beim Dom, bei St. Paul, St. Johauues und St. Andreas. Seltsam genug aber hauste inmitten all des wimmelnden geistlichen Lebens sogar auch ein Einsiedler, ein Seitenstück zu den neun Einsiedlern, die bei Schleißheim je ein paar Büchsenschüsse voneinander saßen.
Rechnet man zu den Kirchen des Domberges noch die drei Kirchen von Neustift, dann die sieben Kirchen an und auf der Höhe von Weihenstephau (die Klosterkirche, St. Jakob, St. Veit, die Abteikapelle, die Magdalenenkapelle, die Korbinianskapelle und die Frauenkapelle) und endlich die Kirchen der Stadt (St. Georg, die Kirche des Franziskanerklosters, des Hl. Geist-Spitals, die Gottesackerkirche, die Münchenerkapelle u. a.) — so kommt über ein Viertelhundert heraus und es begreift sich, wie das turmreiche Freising auf alten
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Extrahierte Personennamen: Johannes Peter Andreas Martin Andreas Paul Andreas Jakob Georg
— 130 —
hier auf der Wandtafel schreiben, bildete. Es war die Kreidezeit. Sie
hat viele Jahrtausende gedauert. Endlich schwand das Meer, und uusre
Gegend wurde von der lacheuden Sonne beschienen.
Die Eiszeit und ihre Lebewesen.
Aber es sollte noch eine lange, lange Winternacht über das Land
hereinbrechen und alle grüne Waldespracht unter Schnee und Eis be-
graben. Aus dem kalten Norden kam der grimmig kalte Wind, und
die Gletscher, gewaltige Eisberge, die ganz Norddeutschland bedeckten,
brachten allen Lebewesen Tod und Verderben. Jahraus, jahreiu stürmte,
schneite und fror es. Immer höher türmte sich der Schuee, immer stärker
wurde die Kälte. Ein weißes Leichentuch spannte sich über uusre Gegeud,
über die ganze norddeutsche Tiefebene, und bald lag alles unter einer
dicken Eisdecke begraben. Nur die Spitze der Hünenburg ragte noch aus
dieser Eiswüste heraus. Wo früher die Meereswogeu fluteten, da war
nun eine weite, unabsehbare Eisfläche. Lange, lange Zeit lag unfre Heimat,
unser Vaterland unter ihr begraben. Aber es schien auch wieder die
Sonne. Eis und Schnee schmolzen, die Wasser flössen dem Meere zu,
und wieder grünte, wuchs und blühte es.
Die großen Gletschermassen des Nordens hatten Lehm und Steine
mitgebracht. Aus dem Lehm backen wir heute unsre Backsteine, und die
großen Steine sind die Findlinge, die ihr an den Straßen und Wegeu
liegeu seht. Nun lebten bei uns Löwen und Bären, die in Höhlen wohnten
und darum Höhlenlöwen und Höhlenbären hießen. Aber auch gewaltige
Elefanten, Nashörner und Riesenhirsche, von denen ihr Knochen im
Museum und Abbildungen gesehen habt, lebten in uusrer Gegend mit den
ersten Menschen. Unsre ältesten Vorfahren wohnten in Höhlen, sie lebten
von der Jagd oder Viehzucht und hatten Waffen und Geräte vou Stein.
Hilfsmittel: Fraas, Tafeln: Die Entwicklung der Erde und ihre Be-
wohner. Ludorff: Vor- und frühgeschichtliche Altertümer Westfalens.
Besuch des Bielefelder Museums.
34. Nor- und Frühgeschichtliches aus der Heimat.
Die Hünengräber, die Kirchhöfe der Urzeit.
Wer die ältesten Bewohner uusrer Gegeud waren und woher sie
kamen, weiß mau nicht genau. Keine Geschichte hat es uns überliefert und
keiue Inschrift gibt uns Kunde von den Ureinwohnern, die lange vor der
Geburt Jesu Christi in den germanischen Wäldern zwischen Heide und
Sumpfland hausten und im Kampfe mit den Tieren der Wildnis ein
hartes, rauhes Leben führen mußten. Und doch erfahren wir aus deu
Grabhügeln jener Zeiten etwas von den Sitten und Gebräuchen der da-
maligen Völker. In der Heide und au den alten Postwegen findet man
noch heute hin und wieder Hügel mit Heidekraut bewachsen und großen
Findlingen bedeckt. Es siud sogenannte Hünengräber, Kirchhöfe der Ur-
zeit. In ihnen fand man größere Tongefäße und kleiue Krüglein. Die
großen Gefäße heißen Urnen. Sie sind oft mit Punkten, Linien und
Bändern geziert und enthalten die Asche der verbrannten Leichen. Wir
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Die Niederungen. 33
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe^ und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
flur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dein Herde erhebt sich der gewaltige Rauchfang, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kanunern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöste lagen die Wohn- und Wirtschasts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wifcheorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Jin Ratlebenschen Dom, da steu 1ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom {erdrücken.*)
Der Hansjochen Winkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf einem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehenden Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 3
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14. Lwenhof der Alhambra, Granada. 14. Jahrh.
(Uie ein verheerender Samum, so fegte der durch Mohammeds Lehre fanatisierte Wstenstamm der Araber der die byzantinisch-rmische Kulturwelt dahin. Das bewegliche Zelt war ihr Haus: also hatte bei ihnen eine monumentale Baukunst keine Sttte; der Koran verbot jedes Abbild des Menschen: das war das Todesurteil der Plastik wie der Malerei, soweit sie Lebendiges nachbilden. Nur ein knstlerisches Element brachten diese Wstenshne unserer Kultur-welt zu: in dem reizvollen Farben- und Formenspiel ihrer Teppiche steckte ein Prinzip der Flchendekoration, das' wir noch heute mit dem Namen Arabesken bezeichnen. So fr Architektur und Plastik boden-stndiger Formen entbehrend, pate sich der Islam naturgem den hochentwickelten Kulturformen der berwundenen Völker an. In den christlichen Kirchen richtete er sich huslich ein; das berhmteste Bei-spiel ist die Hagia Sophia (S. 6). Bei Neugrndungen nherte er sich im Osten mehr der byzantinischen, im Westen der basilikalen Bau-weise: eines festen Schemas ermangelte er schon deshalb, weil der Gottesdienst keine festen liturgischen Formen, die Gemeinde keine feste Gliederung hatte. Ein sulenumgebener Hof mit Brunnen fr die vorgeschriebenen Waschungen, auf der Ostseite die Gebetshalle mit der kapellenartigen Gebetsnische (Kiblah; 16) und der Kanzel des Jmam, kerzenartige Minarets fr den Gebetsrufer (Muezzin) sind die Haupt-erfordernifse. Von den mannigfachen Ausgestaltungen der Kuust des Jalams von Spanien der Afrika bis Indien ist fr uns die wichttgste die maurische, deren schnste Blte die Alhambra bei Granada ist (erbaut 1231 1338). Der berhmte Lwenhof zeigt schlanke, zum Teil gekuppelte Marmorsulen mit Hufeisenbogen (wie 16) und berhhten Spitzbogen, alles leicht,spielend; phantastisch,nicht konstruktiv gedacht. Auch tragen die Bogen nicht, sondern sind nur Fllung. Alle Flchen aber und Kapitelle berzieht eine verschwenderische Flle hchst mannigfaltiger Muster, in denen die rastlos schweifende Phantasie ebensowohl wie der grbelnde, kombinierende Verstand ihren Stolz und ihre Befriedigung finden". So auch bei der Gebetsnische (16), deren Sockel glasierte Fliesen bilden. Goldne Koransprche fgen sich 15. Minaret, Kairo. den Arabesken harmonisch ein. Die Farbenwirkung dieser aus
8
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Extrahierte Personennamen: Mohammeds
Extrahierte Ortsnamen: Granada Mohammeds Spanien Afrika Indien Granada Lwenhof Kairo
20
Darius und Xerxes erbauten den groen Palast von Persepolis, von dem noch ansehnliche Trmmer erhalten sind, jetzt die 40 Sulen" genannt (f. Tafel I, 11).
In der Nhe sind auch noch die Felsengrber der Könige erhalten.
Zweites Kapitel.
Geschichte der Griechen.
/ 14.
Die Griechen und ihr Land.
(Nebst Einteilung der griechischen Geschichte.)
(S. Karte Lh.)
1. Die Stellung der Griechen in der Weltgeschichte. Von der Betrach-tung der orientalischen Völker wendet sich die Weltgeschichte zu ihren nchsten Nachbarn gen Westen, zu den Griechen. Sie geht damit von Asien, wo das Menschengeschlecht seine Anfnge, die Kultur ihre Ursitze hat, nach (Suropa der, wo die Menschheit eine hhere Stufe der Entwickelung erreicht. Die Griechen sind das Erstlingsvolk dieser hheren menschlichen Kultur, ausgezeichnet in der Weltgeschichte dadurch, da sie, wie kein anderes Volk, alle dem Menschen inwohnenden natrlichen Anlagen und Krfte zur reichsten Ausbildung und schnsten Entfaltung brachten.
2. Griechenland. Das Land, welches die alten Griechen be-wohnten, war die Halbinsel Griechenland im Sdosten Europas, der sdliche Teil der Balkanhalbinsel, an Flcheninhalt nicht grer, als das heutige Knigreich Bayern. Im Osten nur durch das inselreiche gische Meer (den Archipelgus) von Asien geschieden, im Sden vom Mittelmeer, im Westen vom jonischen Meer begrenzt, im Norden durch Gebirge abgeschlossen, ist Griechen-land ein See-und Gebirgsland zugleich. Nicht allein, da es auf drei Seiten vom Meere umgrtet wird; das Meer bildet auch durch zahlreiche tiefe Einschnitte ins Land eine Menge von Halbinseln, Landzungen, Hafenbuchten, Vorgebirgen, und giebt dadurch dem Lande einen Kstenumri von unverhltnismig groer Ausdehnung. Im Innern aber ist Griechenland nach allen Richtungen von Ge-birgen durchzogen. Unter diesen treten am meisten hervor: der im Nordosten als mchtiger Grenzwchter 3000 Meter hoch emporsteigende Gtterberg Olympus, der durch das vom Peneus durch-strmte schne Thal Tempe vom Ossa geschieden ist; weiter sdlich das tagebirge, welches im Osten am Meere den denk-wrdigen Engpa der Thermopylen bildet; im mittleren Lande
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Extrahierte Personennamen: Darius Xerxes
Extrahierte Ortsnamen: Persepolis Asien Suropa Griechenland Griechenland Europas Balkanhalbinsel Bayern Asien Griechenland Engpa
81
das Ganze mit 120 Millionen Einwohnern, 6000 bedeutenderen Stdten, unter denen die volkreichsten: Alexandria in gypten, Antiochia in Syrien und vor allen Rom, die Welthauptstadt, mit P/2 Millionen Bewohnern, 400 Tempeln, vielen Palsten ic. Unermelich waren die Reichtmer der Vor-nehmen, eines Lucullus, Crassus :c.: einzelne Familien hielten 10,000 Sklaven. Von ihrer Prachtliebe und Genusucht zeugen die Lucullischen Gastmhler, die Fischteiche, Landhuser, Bildsulen und kostbaren Gerte, die Bder, Renn-bahnen 2c. Diesen Reichtmern gegenber war das niedere Volk immer mehr verarmt; der Pbel lebte von Getreideausteilungen und hatte nur Sinn fr ffentliche Spiele (namentlich Fechterspiele und Tierkmpfe). Das Sitten-verderben wurde immer strker und allgemeiner.
52.
Die Kultur der Rmer bis zum Ende der Republik.
Wenn die Griechen durch ihre geistige Bildung unter den Vlkern des Altertums hervorragten, so waren die Rmer, wie ihre Geschichte gezeigt hat, das grte Herrschervolk. Kein anderes Volk hat so wie sie verstanden, einen Staat zu schaffen und groß und mchtig zu machen. Daher findet sich hier die vollkommenste Ausbildung des Kriegswesens, der Staatsverwaltung und der Rechtspflege. Auch die Religion war wesentlich Staatsreligion, unter Leitung des Staates stehend und den Zwecken desselben dienend. Die rmische Religion verband mit dem nchternen Dienste heimischer Gottheiten (Janus mit 2 Gesichtern, der Saatengott Saturn, der herdenbeschtzende Faunus, die Laren und Penaten) die Verehrung griechischer Götter (Jupiter, Mars, Juno, Minerva, Diana, Vesta).
Hhere geistige Bildung entwickelte sich erst spt und wurde nie Ge-meingut des Volkes, sondern blieb Eigentum der Vornehmeren. Erst als die Rmer in nhere Berhrung mit den Griechen kamen, namentlich seit der Er-oberung Griechenlands, reiften, zugleich mit dem beginnenden Verfalle der ein-fachen vterlichen Religion und Sitte, allmhlich Knste und Wissenschaften heran. Doch blieben die Griechen unerreichte Vorbilder fr die derberen weniger kunstfinnigen Rmer.
Was zunchst die bildenden Knste betrifft, so brachte die Baukunst schon in frher Zeit gewaltige Werke hervor, indem die Rmer den von den Etruskern berkommenen Bogenbau zu groartigen praktischen Bauwerken, wie: Heerstraen, Brcken, Wasserleitungen (Aqudukte) verwendeten (s. Taf. Iv, 1). Den Gewlbebau bildeten die Rmer in 3 verschiedenen Systemen aus: Tonnen-gewlbe, Kreuzgewlbe und Kuppel. Als die Rmer dann die griechische Kunst kennen lernten, verband sich mit dem etruskischen Bogenbau der grie-chische Sulen bau, in welcher Verbindung das Wesen'des rmischen Bau-stiles besteht. Unter den 3 griechischen Sulenordnungen bevorzugten die Rmer namentlich den korinthischen Stil. Unter den verschiedenen Arten von Bau-werken sind folgende hervorzuheben: Die Tempel und die Th eater entsprachen tm wesentlichen den griechischen Vorbildern (f. Taf. Iv, 2). Das Amphitheater, fr die Gladiatoren- und Tierkmpfe bestimmt, hat eine ovale Form; in der Mitte ist die arena (Kampsplatz), ringsherum die Zuschauersitze. Der Andr-Sevin, Abri der Weltgeschichte. g
4
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Extrahierte Personennamen: Diana
Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Antiochia Syrien Rom Republik Griechenlands Kampsplatz
§ 37. Die Kämpfe und Reiche der Nachfolger Alexanders.
61
dann in mehrere Staaten; von geschichtlicher Bedeutung wurden folgende Königreiche:
1. Das mazedonische Reich, zu dem zuerst auch Griechenland Mazedonien
gehörte. Griechenland
2. Das ägyptische Reich unter den Ptolemäern mit der Haupt- Ägypten stadt Alexandria.
3. Das syrische Reich unter den Seleuciden mit den Städten Serien Hntiochta in Syrien und Seleucfa am Tigris. Ls umfaßte zuerst fast alle asiatischen Länder Alexanders des Großen, wurde
aber allmählich auf Syrien beschränkt.
4. Das pergamenische Reich an der Westküste Kleinasiens mit der pergamum Hauptstadt pergamum.
5. Das pontische Reich an der Südküste des Schwarzen Meeres. pontus Die Könige dieser Reiche wurden Diadochen genannt, d. H. „Nachfolger" Alexanders des Großen. Sie waren Förderer der griechischen Bildung. Ihre Reiche wurden eine Beute der Römer.
4. Das letzte Aufflackern der griechischen Freiheit. Die
Griechen rissen sich noch einmal von Mazedonien los und bildeten den Rchäifchenbunb; 146 v. dhr. wurden auch sie zu Untertanen der Römer. nckmcher
Bund
§ 38. Die griechische Kultur seit dem Peloponnesischen Kriege.
Der staatliche Verfall Griechenlands hemmte die Weiterentwicklung sortbmtjen der griechischen Kultur keineswegs. Durch Alexanders (Eroberungszüge griechischen gewann sie noch größere Verbreitung und Mannigfaltigkeit. Kuitur
1. Der Handel. Nach dem Niedergänge Athens wurde Alexandria mexandria der Mittelpunkt des Verkehrs. Die blühende Stadt trieb Karawanenhand e l bis nach Indien hin und See Handel auf dem Mittelmeere, dem Arabischen Meerbusen und dem Indischen Meere. Der Stadt gegenüber wurde auf der Insel Pharus der erste Leuchtturm erbaut. Sehr lebhaft
war auch der Seehandel der Insel Rho du s. Rt)Oöus
2. Die Künste und Wissenschaften der Griechen wurden durch die Ausbreitung des griechischen volkstumes vor immer neue Aufgaben gestellt; sie lösten diese noch Jahrhunderte hindurch in glänzender Art.
a) In der Baukunst trat zu der dorischen und ionischen Bauart jetzt Bauarten der korinthische Stil; er ist nur eine reichere Ausbildung der ionischen Bauart und unterscheidet sich von dieser hauptsächlich durch ein prunkvolleres Säulenkapitäl. Das korinthische Kapital besteht aus einem einfachen oder doppelten Blätterkranz, dem meist vier Rankenpaare ent-
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders H. Alexanders Alexanders
102
Geschichte der Römer.
(Baptisterien), später auch für den Gemeindegottesdienst. Da diese Bauweise im oströmischen oder byzantinischen Reiche die vorherrschende wurde, so heißt sie der byzantinische Baustil.
2. Oie Büfcrteret und Malerei der altchristlichen Kirche
schließt sich eng an die spätrömische Kunst an. Die ältesten bildlichen Dar-Sinnbilder fteiiun9en der Christen finden sich an den Begräbnisstätten; dort sieht man das Kreuz, bald allein, bald mit dem Hnker der Hoffnung oder der Palme des Sieges, das Monogramm (die griechischen Anfangsbuchstaben) des Namens Christi, das Lamm, die Taube, den wein stock. Darstellung Christus wird anfangs als Jüngling dargestellt, z. B. als junger Hirt mit einem Lamm auf der Schulter wie der Herdengott Hermes, erst später als bärtiger Mann mit länglichem Antlitz und wallender Gewandung, von wilder' ern^er Feierlichkeit sind die Mosaikbilder, welche die wände und die Rpsis altchristlicher Gotteshäuser bedecken.
§ 66. Rückblick auf das Bltertum.
orientaii» Die Völker des Morgenlandes schufen durch ihre Leistungen
schen Völker in R cft e r b a u, Gewerbe, Handel, Kunst und Wissenschaft die Die Griechen Grundlage für die Kultur der späteren Völker. Die feinsinnigen Griechen führten eine hohe Blüte der Künste und Wissenschaften herbei und blieben dadurch bis auf unsere Zeiten leuchtende Vorbilder. Die Die Römer praktisch beanlagten Römer förderten das Kriegswesen, stellten dauernde Regeln für das Staats- und Rechtsleben auf und lieferten musterhafte, großartige Nutzbauten.
«Entartung Nach Erfüllung ihres Berufes gingen die heidnischen Völker des
Rltertums durch Üppigkeit und Sittenlosigkeit zugrunde; als neue mächte neue Kulturmächte stiegen das Christentum und das jugendfrische Volk der Germanen empor.
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Geschichte der Griechen.
teilweise noch erhalten sind; der dem Tor der Burg von Mykene stehen noch heute zwei aus Stein gehauene Lwen. Ebendort sinden sich unterirdische Grabgewlbe, vor allem das sogenannte Schatzhaus des Atreus", das eine Hhe von 15 m hat; in anderen Grbern hat man zahlreiche goldene Schmucksachen, bronzene Waffen, Siegelringe und Scherben von Gesen gesunden, die man den Toten einst mit in das Grab gab. Auf Kreta endlich, der Insel des Minos, sind die Grundmauern groer Palste ausgedeckt worden, die mit merkwrdigen Malereien geschmckt waren.
In jenen Zeiten herrschten also an den Ksten und aus den Inseln des gischen Meeres mchtige K n i g s g e s ch le ch te r. Es bestand bereits mancherlei Kunstfertigkeit; es bestand auch ein Handelsverkehr mit den Lndern des Orients. Aber diese Kultur ist untergegangen, wie es scheint, infolge des Einbruchs nrdlicher Völker, der sogenannten dorischen Wanderung, die vor dem Jahre 1000 stattfand.
I. Von der dorischen Wanderung is zum Peginn der Werserkriege (500).
Tie Wlmderlm.qett.
Die dorische 14. Die Dorer wohnten ursprnglich in Thessalien; von dort zogen sie nach dem Peloponnes. Nach der Sage wurden sie von drei Brdern gefhrt, die ihr Geschlecht von Herakles ableiteten und die Herakliden heien. Sie eroberten die Landschaften Messenden, Lakonien und Argolis. Ja, sie brachen, wie die Sage erzhlt, der den Isthmus in Attika ein. Als sich damals die Athener und Dorer gegenberstanden, soll das Orakel von Delphi erklrt haben, da dasjenige Volk siegen wrde, dessen König siele. Da beschlo K o d r u s, der König der Athener, sich fr sein Volk zu opfern; er legte Bauerntracht an, ging ins feindliche Lager hinber und fing dort mit einem Dorer einen Streit an, in dem er erschlagen wurde. Als die Dorer ihn erkannten, zogen sie aus dem Lande ab.
berseeische Die Urbewohner der von den Dorern eroberten Landschaften wurden Wanderung unterworfen oder vertrieben. Die Vertriebenen suchten sich eine
Kolonisation. Heimat auf den Inseln des gischen Meeres oder an der Westkste Kleinasiens. So entstand ein erstes Zeitalter griechischer Koloni-s a t i o n. Auf den meisten Cykladen und in der Mitte der f lein asiatischen Kste siedelten sich Joni er an; Mifet und Ephesos, Samos und Chios waren
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